23. Mai 2025
n8n, KI-Agenten und MCP – Ein Hype mit Halbwertszeit?
Eine kritische Betrachtung der aktuellen Automatisierungs-Tools und ihrer Zukunft im Zeitalter intelligenter Agenten
Warum n8n boomt
Gerade in Entwicklerkreisen und bei Automatisierungs-Enthusiasten ist n8n aktuell der Liebling. Das Tool glänzt als Open-Source-Alternative zu Zapier & Co., mit moderner UI, über 400 Integrationen und einem No-Code/Low-Code-Ansatz, der wirklich schnell zu Ergebnissen führt.
n8n eignet sich perfekt, um kleinere, wiederkehrende Aufgaben zwischen verschiedenen Tools zu automatisieren – von Slack-Benachrichtigungen bis zur Datensynchronisation zwischen CRM und Projektmanagement.
Workflows statt BPMN-Tapeten
Doch eines sollte man sich bewusst machen:

n8n ist kein vollwertiges BPMN-Workflowsystem. Es ist nicht gebaut für die riesigen „Tapeten" klassischer Geschäftsprozesse wie sie mit Camunda oder Signavio gemalt werden.
n8n Stärken
Einfache, direkt nutzbare Abläufe
„If-this-then-that"-Logik
Pragmatischer Ansatz
Schnell etwas zusammenklicken
Eigenen Code einstreuen
Überschaubare Workflows
Komplex aber stets verständlich
Direkt einsetzbar
Stattdessen lebt n8n von einfachen, direkt nutzbaren Abläufen – von der „If-this-then-that"-Logik bis zu komplexeren, aber stets überschaubaren Workflows. Die Stärke liegt in der Pragmatik: schnell etwas zusammenklicken, eventuell ein bisschen eigenen Code einstreuen, fertig.
AI und (Mini-)Agenten: Der n8n-Beschleuniger
n8n hat früh erkannt, dass Künstliche Intelligenz Automatisierung auf ein neues Level hebt. Mit nativen AI-Integrationen, Prompt-Knoten oder sogar kleinen, aufgabenspezifischen Agenten lässt sich Routine nicht nur automatisieren, sondern auch ein bisschen „intelligenter" gestalten.

Genau hier, im cleveren Mix aus Workflows, Knoten und AI, punktet n8n aktuell enorm.
Doch was kommt als Nächstes? Agenten mit MCP
Der Hype um n8n könnte aber schneller abebben, als viele denken. Denn parallel entsteht gerade eine neue Generation von „echten" Agenten – Software, die mit Tools und APIs so flexibel arbeitet, dass für viele Use Cases weder vorgefertigte Workflows noch klassische Integrationen nötig sind.
Anthropic hat mit dem Model Context Protocol (MCP) einen Standard geschaffen, der es KI-Agenten ermöglicht, sich eigenständig mit beliebigen Tools zu verbinden, sie zu „verstehen" und zu nutzen.
Der Agent bekommt also das Ziel („Erstelle eine Auswertung"), die passenden Tools („Hier ist dein Zugang zu Notion, Google Sheets und Slack") – und erledigt den Rest selbständig. Nicht als Flussdiagramm, sondern als adaptive Strategie.
Was bedeutet das für n8n und die Automatisierungs-Tools heute?
n8n wird durch Agenten mit MCP in ein Dilemma gebracht:
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Große, komplexe Abläufe
Für große, komplexe, stark regulierte Abläufe bleibt der klassische BPMN-Workflow das Mittel der Wahl – hier war n8n aber ohnehin nie der Hauptakteur.
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Kleine, dynamische Automatisierungen
Für all die kleinen, dynamischen Automatisierungen, für die n8n heute steht, könnten schlauere Agenten bald viel effizienter sein: Sie brauchen keinen grafischen Workflow, keine „Klickstrecken" und keine individuelle Integration mehr – das übernimmt der Agent über MCP selbst.
Das Erfolgsrezept von n8n – die breite Auswahl an Konnektoren und die einfache Erstellung von Workflows – verliert an Wert, wenn KI-Agenten eigenständig Tools bedienen und kombinieren können. Das ist keine Kritik an n8n, sondern Ausdruck des rapiden Fortschritts in der KI und Agentik.
Fazit: Brückenzeit statt neue Standardplattform?
n8n ist ein großartiges Tool für die jetzige Zeit – hands-on, offen, KI-ready und super für die Automatisierung kleiner bis mittlerer Aufgaben. Doch genau der Bereich, in dem n8n brilliert, wird als erster von intelligenten, MCP-fähigen Agenten aufgefressen werden. Die echten „Workhorses" der Prozessautomation bleiben ohnehin bei BPMN und Co.

Wer heute in Automatisierung investiert, sollte also fragen: Wird meine Lösung mächtiger, wenn KI mächtiger wird – oder macht KI sie überflüssig?